Ich wollte einen Weihnachtsbaum kaufen. Zwei Meter hoch, +- zwanzig Zentimeter. Ich also nach Mannheim - Vogelstang und rein ins BAUHAUS. Nach kurzem Umsehen geh ich schnurstracks in den sogenannten Stadtgarten. Die Tür durch, ein Raum ohne Weihnachtsbäume. Noch ein Raum, wieder ncihts. Weiter ins Außengelände. Links seh ich ein paar Tannen stehen, also jetzt ...
Ich seh mir verschiedene Bäume in der Größe an, die ich haben möchte. Rosa Etiketten = 32,95 € steht da. Das ist eigentlich mehr, als ich ausgeben möchte. Vielleicht gibt's ja noch ein Zeitschriftenabo zu dem Preis dazu? Ich seh mich um und nach kurzem Suchen sehe ich in etwa einem halben Kilometer eine kleine Frau in dunklem Grün, die mich irgendwie an einen Elf aus verschiedenen Filmen kenne.
Sie bemerkt nach ein paar Minuten mein Winken und Rufen und nickte mir gnädig zu. Weitere Minuten später taucht sie bei den Tannen auf und sieht sich geschäftig um.
Neben mir steht ein junger Mann mit seiner Lebensgefährtin, der sich krampfhaft an die, von seiner Freundin ausgesuchte Krüppelfichte festhält. Er wollte was Größeres, was Imposanteres, das hab ich mitbekommen. Er schielte zu den edlen Nordmanntannen, traute sich aber nicht, seiner Freundin zuwider zu handeln.
Frisch verliebt, schätze ich, er muss noch viel lernen. Wo kämen wir denn hin, wenn uns die Frauen vorschreiben würden, welche Weihnachtsbäume wir kaufen?
"Machen Sie doch erst den jungen Mann mit seinem Tännchen fertig", sage ich großzügig. Er lächelt gequält dankbar, lässt es aber, als er den kalten Blick seiner Freundin bemerkt.
Die Verkäuferin guckt ihn abschätzend an.
"Was für einen Ständer haben Sie denn?", fragt sie den errötenden jungen Mann. Da mische ich mich ein.
"Also das geht jetzt doch etwas zu weit. Er will doch nur einen Baum kaufen, sowas können Sie doch nicht fragen!"
Jetzt errötet plötzlich die Verkäuferin. "Christbaumständer, meinte ich doch!", sagt sie schnell. "Was dachten Sie denn?"
Ich ziehe beide Augenbrauen in die Höhe. "Na", sage ich mit Misstrauen in der Stimme.
Nachdem sie die Krüppelkiefer eingenetzt hat, dreht sie sich zu mir um.
"Sie haben aber schlimme Gedanken. Sind Sie Polizist?"
"Schriftsteller", erwidere ich lapidar. "Also, was fällt Ihnen denn zu diesem Conterganbäumchen ein?"
"Conter... was?"
"Dem fehlt da oben ein Zweig." Ich weise sie auf den Fehler hin und mache ein unnachgiebiges Gesicht.
"Naja, sie könnten ihn vielleicht zur Wand ..."
Meine Miene bringt sie sofort zum Schweigen.
"Ich könnte vielleicht ... also als Kulanz, sozusagen ... mit dem Preis ...?"
Ich sehe, wie sie erleichtert mein wohlgefälliges Nicken registriert. Völlig erlöst ist sie, als wir uns dann nach zähem Ringen endlich einig sind. Sie drückt mir den von ihr neu geschriebenen Zettel mit dem spürbar verringerten Preis in die Hand. Mittlerweile ist ein neues Paar aufgetaucht, dass sich für Bäume interessiert. Mit anerkennendem Nicken beobachteteder Mann meine Strategie. Dann untersucht er akribische eine der Tannen.
"Vielen Dank", sage ich der Verkäuferin, die mich wohl momentan an den Nordpol wünscht. Da leg ich dann doch noch einen drauf.
Laut genug, dass jeder es hören kann, sage ich:
"Ich wünsch ihnen frohe Feitertage" Jetzt strahlt sie, also fahr ich fort: "Mit einem Ständer Ihrer Wahl! Frohes Fest."
Ich habe nicht verstanden, was sie murmelte. Sicher bin ich jedoch, dass es ganz lieb gemeint war.