Eigentlich wollten wir BIllard spielen gehen, mein Sohn, seine hochschwangere Frau und ich. Aber da standen wir um 15:15 Uhr vor der geschlossenen Tür des von uns bevorzugten Billardsalons.
Mo - Do ab 16:00 Uhr steht auf der Tür.
Klasse, was macht man jetzt mit ner dreiviertel Stunde Zeit und bei strahlendem Sonnenschein?
Richtig, man geht Eis essen.
Wir also in die Fißgängerzone in den nächsten Eistempel und schon kam es wieder über mich.
"Ich nehm erst mal den kleinen XXXXL-Becher mit den zehn Kügelchen."
Sie sah mich an und sagte: "Sie waren schon mal da, oder? So vor einem Jahr?"
Ich hab kurz überlegt und kam zu dem Schluss dass es wohl eher zwei Jahre her ist, hab aber dann genickt.
"Ich erinnere mich an sie." Dabei macht sie einen fröhlichen Eindruck.
Als ich den reizenden kleinen Becher gegessen hatte, frage ich sie:
"Wenn man zehn Becher davon isst, bekommt man den elften dann umsonst?"
Sie guckt jetzt schon etwas hektisch.
"Ähh, ja, bestiimmt."
Der Becher mit zehn Kugeln kostet acht Euro, zehn Becher also 80.-.
Zutrauen würde ich mir das, aber wegen einem Becher achtzig Euro ausgeben? Dafür bin ich zu geizig.
Beim Bezahlen kommt sie ein wenig mit den Zahlen durcheinander, sie rechnet im Kopf die drei Becher zusammen, bis ich ihr sage, dass ich meine acht Euro einzeln bezahle.
Sie verhaspelt sich und guckt erneut in die Karte.
"6.50 und 3,70 = 10,40.-"
Ich guck sie an und frage:
"Wirklich?"
"Ähh, 10,30?"
Ich sag gar nichts, sondern zieh nur die Augenbraue hoch.
"10,20", sagt sie leise.
"Keine Panik", erkläre ich ihr, "Ich bin es gewohnt dass Frauen nervös werden, wenn sie sich in meiner Nähe befinden."
Eine etwa sechzigjährige Frau am Nebentisch grinst mich an und nickt heftig, so dass ihr Mann es nicht sehen kann.
Als wir dann Richtung Billardsalon schlendern überholen wir eine etwa 35-40jährige Frau, die gerade in ihr Handy spricht.
"Ich bin jetzt gerade in Weinheim ...", sagt sie in ihr Gerät.
Ich beuge mich zu ihr hinab, sie ist etwa einen Kopf kleiner als ich und vervollständige: "... in der Fußgängerzone!"
Sie ist überrascht, dreht sich aber dann zu mir um und sagt lachend in ihr Handy: "Ja genau, in den Fußgängerzone!"
Mein Sohn schüttelt den Kopf. "Du bist wirklich unmöglich!"
Meine Schwiegertochter lacht laut auf.
"Und genau deswegen geh ich so gerne mit dir weg!"
Ich dreh mich um und sag zu meinem Sohn: "Das Leben ist doch viel zu kurz, um es griesgrämig zu vermiesen."
Ist von euch jemand anderer Meinung?
Das Böse triumphiert allein dadurch, dass gute Menschen nichts unternehmen.
Edmund Burke